Quergelesen 2010-02-28

Internet-Zensur:

Verschiedenes:

  • Rechtsanwalt von Gravenreuth ist tot
    Der als Abmahnanwalt bekannt gewordene Rechtsanwalt Günter Werner Freiherr von Gravenreuth hat sich in der Nacht vom 21.02. zum 22.02. das Leben genommen. Das bestätigte die Polizei in München gegenüber heise online. (siehe auch gulli, golem, Nachruf bei gulli)

Internet:

IT & Technologie:

Movies & TV:

Die Sache mit der Internet-Zensur

STOPP-Schild, Kinderpornografie weg. Politiker glücklich. Volk nicht, aber was solls…

Aber moment. Internet = World Wide Web?

Der durchschnittliche regierende Politiker scheint ja nicht zu wissen was ein Browser ist. Wie soll er da wissen, dass es neben den bunten Webseiten, die man sich ausdrucken lassen kann, noch was anderes gibt?

Ich habe jetzt zwar weder Zeit noch wirklich Lust meine Vermutungen zu verifizieren. Ich bezweifle aber, dass man – falls es im Internet tatsächlich einen florierenden Markt für Kinderpornografie geben sollte – diesen wirklich im World Wide Web findet, also in dem Teil des Internets, den man mit einem Internet-Browser besucht. Die Leute, die so was anbieten werden doch wissen, dass das, was sie da tun, illegal ist. Mieten die sich dann wirklich einen Webserver und eine Domain? Für beides müssen sie irgendwo irgendwelche Kontaktdaten hinterlegen, sonst ist sowohl der Webserver als auch die Domain schnell wieder weg und sie sind auffindbar.

Mal ganz ehrlich: Stecken die „KiPo-Anbieter“ nicht eher im Untergrund? Mir würden jetzt als allererstes mal der IRC-Chat einfallen. Da konnte man schon immer die seltsamsten Sachen finden. Oder wie wäre es mit eMule? Oder der guten, alten Email? Selbst wenn man der Politik nicht die heimliche Einführung der Zensurtechnologie unter vorgehaltenem KiPo-Deckmantel unterstellen möchte: Alle diese Teile des Internets sind vom STOPP-Schild unberührt und die Regelung damit hinfällig…

Lasst uns einfach das Internet abschalten. Dann ist endlich Ruhe in der Box und alle Kinder können in Frieden und Sicherheit leben.

Es findet keine Zensur statt… Jaja…

Manchmal fehlen mir einfach die Worte…

Thomas Strobl auf abgeortnetenwatch.de:

Wie bereits gesagt ist aus meiner Sicht die virtuelle Ausübung von wirklichkeitsnah dargestellten Tötungshandlungen, wie sie in Killerspielen praktiziert wird, überaus problematisch. Das von der Innenministerkonferenz geforderte Herstellungs- und Verbreitungsverbot ist für mich daher bedenkenswert und sorgfältig zu prüfen. In jedem Fall sollte aber meines Erachtens in der Debatte, welche Maßnahmen zur Gewaltprävention ergriffen werden, die von den Bundesministern von der Leyen und Schäuble vorgeschlagene Sperrung von kinderpornografischen Seiten im Internet mit Blick auf Killerspiele neu diskutiert werden. Zudem halte ich es jenseits des Internets für erforderlich, das Zustandekommen von Alterskennzeichnungen von Killerspielen zu überprüfen und insbesondere die Arbeitsweise der Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle kritisch zu hinterfragen.

  1. Ja klar, keine Zensur…
  2. Auch wenn irgendwelche unwissenden Politiker das gern tun: Computerspiele mit Kinderpornographie auf eine Ebene zu stellen ist absoluter Unsinn.
  3. Spiele töten keine Menschen. Weder direkt noch indirekt.

Wehe, hier wählt irgendjemand noch die CDU/CSU. Die sind offensichtlich im letzten Jahrhundert stehengeblieben.

Internet-Zensur wie in China? [UPDATE]

Nein, es geht ja laut von der Leyen nur um Kinderpornographie.

Aber:

Diese AFP-Meldung dürfte die Union nicht gerade freuen, weil es ihre angeblich nur gegen dokumentierten Kindesmissbrauch gerichteten Internet-Sperren in eine mittelfristige Perspektive einordnet:

Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz hat sich dafür ausgesprochen, die im Gesetzentwurf gegen Kinderpornografie vorgesehene Sperrung von Internetseiten auch auf andere kriminelle Seiten auszuweiten. „Natürlich werden wir mittel- und längerfristig auch über andere kriminelle Vorgänge reden“, sagte Wiefelspütz der „Berliner Zeitung“ (Samstagsausgabe). […] Er könne sich vorstellen, auch Seiten mit verfassungsfeindlichen oder islamistischen Inhalten zu blocken, sagte der SPD-Politiker.

Auf deutsch: Wir sollen auch umstrittene Inhalte im Netz nicht mehr zur Kenntnis nehmen dürfen, weil unsere geliebte Bundesregierung besser weiss, was ihre Bürger lesen und worüber sie sich eine eigene Meinung bilden dürfen.

Schreibt Ralf Bendrath.

Nein, wir möchten natürlich auch nicht, dass Kinderpornographie über das Netz übertragen wird, aber erstens lässt sich das mit so was wie einer Netz-Sperre nicht verhindern – dann wird halt mit E-Mail und eMule weiter getauscht – und zweitens ist das nur der erste Schritt auf dem Weg zur Netzzensur a la China. Demokratie adé.

Herr Wiefelspütz kann sich übrigens inzwischen nicht mehr daran erinnern, das wirklich gesagt zu haben.

Der Bericht der Berliner Zeitung überrascht mich nicht nur. Ich halte den Artikel für eine bösartige Fälschung meiner Auffassungen. So etwas ist mir bislang nicht untergekommen. Der Bericht gibt an keiner Stelle meine Meinung wieder, schon gar nicht die Auffassung der SPD.

Ob er es nun gesagt hat oder nicht – es gibt sehr genau die Befürchtungen vieler wieder.

[UPDATE 2009-06-07 12:10]

Herr Wiefelspütz hat inzwischen auch zum Thema Stellung genommen:

Ich befürworte das Sperren von Seiten mit kinderpornographischen Inhalten. Vorrang hat freilich die Verfolgung der Täter, die Kinder mißbrauchen. Die nächste Priorität hat die Herausnahme der entsprechenden strafbaren Inhalte aus dem Internet. Nachrangig bin ich für das Sperren der Seiten. Ich habe bei abgeordnetenwatch schon vor Wochen geäußert, daß das Stopp-Schild im Internet ausschließlich eine Sperr- und Warnfunktion haben sollte. Ich trete dafür, daß an der Stopp-Seite im Internet keine Daten für die Strafverfolgung gesammelt werden sollten.

Damit relativiert sich zwar die persönliche Aussage, die Befürchtung der Zensur-Kritiker bleibt.