Über Sinn und Unsinn von „anonymizing Proxies“

Gerade bin ich im Forum von PageRestrictor / Bot-Trap über die Frage gestolpert, wie man einen „seriösen Proxy“ erkennt. Er habe von allen „Profis“ geraten bekommen, einen Proxy zu verwenden, habe sich jetzt einen von proxy4free.com rausgesucht und schon wäre er auf einer Webseite ausgesperrt worden.

Da ich mich dabei mal wieder zu einer umfangreicheren Antwort habe hinreißen lassen, hier auch eine Kopie meines Beitrags:

Als „seriöse Proxies“ würde ich Proxies definieren, die man nicht „ohne Anmeldung“ verwenden kann. Beispielsweise wäre es okay, wenn man als Nutzer eines Internet-Providers (Arcor, T-Online, AOL, …) den Proxy dieses Anbieters nutzen kann, um damit ggf. die Zugriffsgeschwindigkeit auf Webseiten zu beschleunigen. Gleiches gilt für Firmen, die einen Proxy im Haus stehen haben.

Andersrum gesagt: Alle Proxies aus öffentlichen Proxy-Listen (z.B. proxy4free.com) sind unseriös. Oft sind die auch gar nicht als Proxy gedacht, sondern durch Unachtsamkeit des Administrators des entsprechenden Servers entstanden, der beispielsweise den Webserver falsch konfiguriert hat – und vermutlich gar nicht weiss, dass er einen entsprechenden Proxy „anbietet“. Mit anderen Worten: Man nutzt eine Lücke in dessen System aus, um seine eigenen Daten umzuleiten und damit seine IP zu verschleiern. Man schadet also dem Betreiber des Webservers, weil der gegebenenfalls Geld für den zusätzlichen Traffic bezahlen muss.

Ansonsten: Proxies haben nicht viel mit Sicherheit beim Surfen zu tun. Insbesondere diese „offenen Proxies“, die nur Daten durchreichen. Es mag ausnahmen geben, die eine Art „Virenscanner“ zwischenschalten, um schadhafte JavaScript-/sonstige Schadcodes ausfiltern. Das sind aber sicher nicht die falsch konfigurierten Server auf diesen Proxy-Listen.

Ich würde sogar so weit gehen, und behaupten: Unbekannte Proxy-Server sind ein Sicherheitsrisiko!

Die Idee hinter einem Proxy-Server ist ja grundsätzlich eigentlich, deine Anfragen „umzuleiten“. Du schickst „Hol mir http://www.google.com/“ an den Proxy, der fragt dann Google nach der Seite, und schickt die Antwort von Google an dich. Das kann beispielsweise dann von Vorteil sein, wenn dieser Proxy die Seite von Google schon geladen hat, und dir nur noch seine Kopie schicken muss. Google ist hier vermutlich ein schlechtes Beispiel, weil die Seite immer schnell verfügbar ist. Aber stell dir das mal mit einem Download vor. Es kann einen spürbaren Unterschied machen, ob du einen 100MB Download von einem langsamen Webserver in Australien laden musst, oder ob du die zwischengespeicherte Kopie direkt bei deinem Provider bekommst.

Der sicherheitsrelevante Haken ist aber, dass der Proxy die Daten, die zwischen dir und – bleiben wir mal dabei – Google hin und her gehen, verarbeiten und verändern könnte. Er könnte zum Beispiel ein böses Stückchen JavaScript in die vorher saubere Seite von Google einbauen.

Und abgesehen davon, dass er vorstehendes TUN KÖNNTE — Folgendes wird er MIT SICHERHEIT TUN: Er bekommt alles mit, was du so im Netz treibst. Selbst der falsch konfigurierte Webserver loggt damit alle deine Anfragen mit. Der Betreiber des Proxies kann also sehen, wo du dich rumtreibst – und das allerbeste: Was du in Formulare eingibst. Seien es Suchanfragen, Login-Daten oder Kreditkartennummern. All diese Daten schickst du an den dir unbekannten Server im Netz – der vielleicht irgendwo in Russland oder China steht – und vertraust darauf, dass er dann schon kein Schindluder mit den Daten treibt.

Finde ich mutig 😀

[…]

Lange Rede, kurzer Sinn: Anonymisierende Proxies machen für die Leute Sinn, die etwas zu verbergen haben. Und solche Leute will ich auf meiner Webseite nicht haben – denn das sind die, die Unruhe stiften und mir schaden wollen. Für „normale Nutzer“ macht es überhaupt keinen Sinn, die Spur im Netz verwischen zu wollen.